Trinkwasser ist unser wichtigstes Lebensmittel – und lange Zeit haben wir es als selbstverständlich betrachtet, dass immer ausreichend zur Verfügung steht. Die nun eingeführte Wasserampel soll daran erinnern, dass diese Sicherheit vor allem aufgrund des Klimawandels nicht garantiert ist. Es liegt nun an jedem und jeder in unserer Gemeinde. Ob in Sailauf, den Weyberhöfen oder in Eichenberg: Wer bewusst mit Wasser umgeht, trägt dazu bei, dass wir auch in heißen Sommern gut versorgt sind. Wenn alle mithelfen, bleiben Notlagen hoffentlich die Ausnahme.
Die Bürgermeister der Mitgliedsgemeinden im Zweckverband zur Wasserversorgung der Aschafftalgemeinden (ZWA) – dazu gehören Sailauf, Waldaschaff, Laufach, Hösbach, Heinrichsthal, Goldbach und Bessenbach – treffen sich regelmäßig, um zu besprechen, wie auch in Zukunft genug Trinkwasser bereitgestellt werden kann. Der Verband wurde bereits 1965 gegründet, um gemeinsam eine stabile und hochwertige Wasserversorgung zu sichern. Aufgaben, die für einzelne Gemeinden allein zu teuer oder aufwendig wären – wie der Bau und Betrieb von Quellen, Hochbehältern und langen Wasserleitungen – werden hier gemeinsam gestemmt.
Sailauf selbst trat im Januar 1977 dem ZWA bei. Ausschlaggebend war das extrem trockene Jahr 1976, in dem wochenlang kaum Regen fiel und Wassernot in unserer Gemeinde herrschte. Viele lokale Quellen führten damals deutlich weniger Wasser oder versiegten ganz. Um die Versorgung aufrechtzuerhalten, musste Wasser aus Nachbargemeinden durch die damals in Aschaffenburg stationierte US-Armee herangeführt werden. Der Beitritt zum Verband war daher eine strategische Entscheidung, um für die Zukunft gerüstet zu sein.
heiße Sommer, kaum Niederschläge in Herbst und Frühjahr sowie ausbleibender Schnee im Winter führen dazu, dass sich das Grundwasser schlechter erneuert. Die Quellschüttungen – also die Wassermengen, die unsere Quellen abgeben – sinken merklich. Gleichzeitig steigt der Verbrauch in Trockenzeiten spürbar an.
Diese Entwicklung zeigte sich schon in den Jahren 2015, 2018, 2020 und 2022. Auch die aktuellen Werte für 2025 lassen nichts Gutes erahnen.
Der Hauptort Sailauf und der Ortsteil Weyberhöfe werden über den Zweckverband versorgt. Das Wasser für Obersailauf und Teile von Mittelsailauf stammt aus der Rehbergquelle oberhalb des Lenzengrunds im Obersailaufer Wald. Gespeichert und aufbereitet wird es im Hochbehälter an der Engländerstraße. Der Rest von Mittelsailauf, Untersailauf und die Weyberhöfe erhalten ihr Wasser überwiegend aus einer Quellgalerie bei Hain im Spessart. Dieses wird im Hochbehälter Steiger des Zweckverbandes gespeichert und aufbereitet.
Im Notfall kann die Versorgung so umgestellt werden, dass der gesamte Ort aus nur einer Richtung beliefert wird – etwa bei Wartungsarbeiten, Quellensanierungen oder Rohrbrüchen. Über 95 % des Wassers im Verband stammen aus 42 Quellen, ergänzt durch vier Brunnen. Da diese von den Niederschlägen abhängig sind, reagieren sie empfindlich auf längere Trockenperioden.
Der Ortsteil Eichenberg ist nicht an das ZWA-Netz angeschlossen und versorgt sich komplett eigenständig. Die Anlage wird von der Gemeinde betrieben. Das Wasser stammt aus der Waldgartenborn-, Tauberborn- und Dickbornquelle sowie aus drei Tiefbrunnen mit bis zu 72 Metern Tiefe. Über einen Tiefsammelbehälter gelangt es in den Hochbehälter, wo es gespeichert und aufbereitet wird. Die heutige Anlage wurde Anfang der 1990er-Jahre saniert und am 31. Mai 1996 offiziell in Betrieb genommen.
Da Eichenberg unabhängig ist, kann es vorkommen, dass die Wasserampel hier eine andere Farbe zeigt als in Sailauf.
In Bayern gilt für die Wasserversorgung das Kostendeckungsprinzip: Über einen festgelegten Kalkulationszeitraum werden genau die tatsächlichen Kosten ermittelt – etwa für Personal, Energie, Wartung, Reparaturen, Abschreibungen und Zinsen.
Die Gebühren setzen sich aus einer Grundgebühr, abhängig von der Zählergröße, und einer Verbrauchsgebühr pro Kubikmeter abgelesenem Wasser zusammen. Gewinne dürfen nicht erzielt werden. Überschüsse müssen die Gebühren in der nächsten Periode senken, Defizite werden aufgeschlagen.
Eine Gebührenerhöhung, um den Verbrauch zu drosseln, ist nicht erlaubt – nur steigende tatsächliche Kosten rechtfertigen höhere Gebühren.
Die aktuelle Ampelfarbe soll in Sailauf und Eichenberg auf den bereits vorhandenen Tafeln an den Ortseinfahrten angezeigt werden. Sie gibt Auskunft über die Situation der Wasserversorgung anhand der aktuellen Quellschüttung und des durchschnittlichen Tagesverbrauchs:
GRÜN – normale Lage, keine Einschränkungen nötig. Dennoch verantwortungsbewusster Umgang mit Trinkwasser.
GELB – bitte sparsam sein. Der Wasserverbrauch liegt mehrere Tage über dem saisonalen Durchschnitt; sehr hohe Eigenförderung ist erreicht, ggf. moderater, kurzfristiger Fremdwasserbezug erforderlich.
ROT – kritische Lage: Wasser nur für den nötigsten Bedarf nutzen. Es gilt das Unterlassen von:
Die Ampelstände werden regelmäßig im Amtsblatt, auf der Gemeindehomepage und an den öffentlichen Aushängen veröffentlicht. Für Eichenberg gibt es eine eigene Ampel nach denselben Regeln, aber unabhängig vom ZWA.
Aktuell dient die Wasserampel lediglich als Empfehlung. Sollte der Wasserverbrauch trotz roter Stufe jedoch kaum zurückgehen und sich ein ernsthafter Engpass abzeichnen, kann die Gemeinde per Allgemeinverfügung zeitweise konkrete Einschränkungen verhängen – zum Beispiel ein Verbot, Pools zu befüllen oder Gärten zu bewässern. Ob solche Maßnahmen nötig werden, liegt letztlich an uns allen – und daran, wie verantwortungsvoll wir künftig mit unserem gemeinsamen Wasser umgehen.
Text: Simon Dümig